Mittwoch, 27. April 2016

Working Mum - Alles ist erlaubt!



 

...Du bist der Chef Deines Lebens!


Vorab... natürlich geht es - wie der Titel ja schon sagt - um Mütter und Berufstätigkeit.


Aber dieses ist kein Post darüber, wie viel Arbeitszeit für Deine oder meine Kinder gut und mit dem Familienleben vereinbar ist, denn aus der Frage, ob Teilzeit- oder Vollzeitjob ist meine Familie inzwischen längst herausgewachsen. 
Heute geht es hier um etwas anderes...

Heute möchte ich manchen von Euch zeigen, dass es nicht das Schlechteste ist, eine berufstätige Mutter zu sein!

Derzeit nutze ich (zusammen mit meinem Mann natürlich!) einen Großteil meiner Zeit dazu, meinen beiden Jungs zu einem Leben als - vor allem - glückliche aber auch gesellschaftsfähige und kritisch denkende Menschen mit einer halbwegs guten Ausbildung und Erziehung in Balance mit Spaß am Leben zu verhelfen. Wie wohl die meisten Mütter und Väter...
Und ich finde schon, dass ich da täglich ein kleines Familienunternehmen leite.
Daneben photographiere ich und schreibe diesen Blog.
Oder renne mit dem Familienhund durch die Natur, oder versuche, meine Familie gesund zu ernähren und liebe es, Freunde einzuladen, zu bekochen, ect.....

Aber da ist noch etwas, und zwar:





ICH GEHE RICHTIG GERN ARBEITEN!
Ja!Ja! Ja! Stellt Euch vor, das tue ich wirklich!

Und ich gehe nicht allein deshalb arbeiten, weil mein kleines halbes Gehalt unseren Lebensstandard natürlich erhöht und Kind und Haus und Auto und Urlaube teuer sind.



Nein, meine Arbeit macht mir tatsächlich Spaß.


Aber mir ist natürlich auch bewusst, dass ich mich mit dieser Aussage in unserer Gesellschaft auf wackeligem Terrain bewege. Ihr wißt schon: so ungefähr wie der Streber in der Schule, der zum Biolehrer sagt, dass Bio sein absolutes Lieblingsfach ist.

Auch weiß ich, dass man(n) – aber vorallem Frau – sich in Deutschland heute noch immer nicht einig ist, ob es für Frau mit Kind(ern) besser ist, arbeiten zu gehen oder zu Gunsten der Kinder nicht arbeiten zu gehen.


Als könne das nicht jede einzelne Familie nach Gusto, Einkommen und familiären Möglichkeiten selbst entscheiden.

Und genau das würde ich wünschen, und dass sich keine Frau vor keiner anderen Frau oder einem anderen Mann oder einer Behörde oder Instanz für den einen oder anderen Weg, für den sie sich entschieden hat, rechtfertigen muss.

Im Rahmen meiner Arbeit komme ich übrigens immer wieder mit meinen internationalen Kolleginnen ins Gespräch.
Das genieße ich immer wieder sehr, empfinde es immer wieder als sehr inspirierend und liebe es, einmal über den kleinen Tellerrand hinaus in die Welt zu schauen. 
Und Job hin oder her... Wenn sich die Gelegenheit ergibt, haben wir uns schon oft über die unterschiedlichen Lebensmodelle für Mütter in Deutschland und, im Vergleich dazu, über die seiner europäischen Nachbarländer unterhalten.

Worauf ich hinaus möchte…. in keinem unserer Nachbarländer bleibt eine Mutter so lange nach der Geburt eines Kindes aus dem Beruf, wie noch zu der Zeit, als meine Kinder Babys waren.

Ja, auch heute noch, wo in meinem Umfeld so viele junge Mamas schon nach einem Jahr wieder in Teilzeit arbeiten gehen, ist das noch eine Lachnummer gegen - beispielsweise - die meisten Französinnen, die bereits nach ein paar Wochen wieder im Job sind.
Und damit meine ich nicht ein paar Stunden, in denen die Omas einspringen: Ich spreche von einem Vollzeitjob!
Und das durchaus mit gesellschaftlicher Unterstützung.


Aber - Achtung! Ich spreche hier nur von den Tatsachen und  keineswegs von den Gefühlen der Mütter, und ob sie sich das immer genau so gewünscht haben, oder ob sie das vielleicht tun müssen, damit die Jobs, in denen sie gut verdienen und in denen sie sich wohl fühlen, ansonsten innerhalb kürzester Zeit an andere vergeben sind.

Ich spreche hier nur davon, wie es „üblich“ ist, und dass eine Mutter, die nach der Geburt mehrere Jahre zuhause bleibt, um dann irgendwann wieder in Teilzeit zu arbeiten geht, z.B. in Frankreich eher unüblich ist. 

Genauso ungewöhnlich ist es in Deutschland aber, genau das andere Model zu leben.








Ich beispielsweise habe mich in beiden Schwangerschaften sehr auf die Babys gefreut, und zum Ende der Schwangerschaften war ich mir auch völlig sicher, dass sich irgendjemand sehr Schlaues etwas dabei gedacht hat, den Mutterschutz sechs Wochen vor der Geburt beginnen, und damit die berufliche Arbeit der werdenden Mutter zunächst enden zu lassen


Aber ebenso war der letzte Arbeitstag für mich beide Male ein sehr schwerer Tag.
Besonders in der ersten Schwangerschaft, als ich überhaupt nicht wußte, wie es denn irgendwann einmal beruflich weitergehen könnte und würde, und die Zukunft natürlich einerseits rosarot aber auf der anderen Seite auch total ungewiss vor mir lag.

Diese Sorge verstand damals allerdings keineswegs jeder um mich - als glückliche, werdende Mutter - herum.
Wie oft habe ich damals gehört: „Jetzt genieß mal erst die Zeit!“ oder „Jetzt hat ja wohl etwas anderes Priorität“?!

Trotzdem gebe ich hier offen zu, dass die Arbeit, zu der schließlich auch der soziale Anschluß und eine gewisse tägliche Routine zählt, mir in der ersten Zeit als Mama sogar sehr gefehlt hat.


Ja, ganz ehrlich?!!
Ich war gar nicht lange Mama, da fiel mir zuhause die Decke auf den Kopf.

Versteht mich nicht falsch, man kann auch in dieser Zeit seine Tage randvoll füllen und erfüllt sein, und überhaupt sind die ersten Monate mit Baby so ausfüllend, dass man sich eigentlich nicht unausgefüllt fühlen sollte.
Tat ich aber!

Und das hat überhaupt nichts mit Mutterliebe zu tun.


Auch ich bin mit meinen Babys durch die Natur gestapft, habe mit Ihnen auf der Erde gelegen und mit Lego gebaut, Ihre Füsschen auf dem Wickeltisch geküßt und gedacht, dass nichts so gut riecht, mit ihnen gesungen und ihnen schon ganz früh vorgelesen, aber in meinem tiefsten Innern war ich in der Zeit auch oft ganz schön einsam und fühlte mich fehl am Platz.

Auch die Krabbelgruppen habe ich besucht und dort wirklich nette Frauen kennengelernt, mit denen ich mich noch heute gern treffe, aber erfüllt hat mich das nicht.

Im Gegenteil, ich glaube, keine andere Zeit in meinem Leben hat mich so verunsichert wie diese Zeit. 

Ich war noch so grün hinter den Ohren und verunsichert von den Standards, die Menschen sich gegenseitig auferlegen. Da musste so und so lange gestillt werden, der erste Brei selbst gekocht und die Zutaten nur Bio sein.
Mit meinen Jungs, die beide mit einem Jahr noch nicht durchschliefen, war ich spät dran, gekrabbelt sind sie wohl auch nicht lange genug aber wiederum zu früh gelaufen.
Und als wenn Mütter unter sich nicht schon die strengsten Kontrollorgane wären, gab es dauernd irgendwelche Kontrolluntersuchungen bei Ärzten und Co.

Der absolute Albtraum für mich persönlich war der hochgelobte und so wichtige Babyschwimmkurs, der mir nur wie folgt in Erinnerung geblieben ist:
In absolut tropischen Klima ein zappelndes, genauso wenig begeistertes Baby wie ich es war, aus seinen dreiundfünfzigtausend Winterkleidungsstücken heraus- und eine halbe Stunde später wieder hineinzuquälen, und sich dazwischen zu fragen, was an mir falsch ist, dass mein Kind nicht im warmen Wasser treiben wollte, sondern zwanzig Minuten aus Leibeskräften schrie, bis sowohl Kind als auch ich mit hochrotem Kopf und nicht nur wasser- sondern auch schweißnass dem verhassten Pool entsteigen durften.

Alles, was ich davon abgebracht habe, war leider eine geradezu krankhafte Angst, dass mir, als Frau eines Seglers, mein Kind vom Steg ins vier bis acht Meter tiefe und trübe Wasser fallen könnte, wo es einen sofortigen Atemstillstand erleiden und dann auch noch ertrinken würde.

Vielleicht auch andersherum.

Wenn mein Mann abends nach Hause kam, hatte er sehr bald heraus, dass er die eine berühmte Frage besser nicht stellte.... Na? Wer kennt sie schon? Diese freundlich gemeinte, Interesse bekundende und mit ziemlicher Sicherheit die Stimmung versauende Frage:

„Und, Schatz? Was habt Ihr denn heute Schönes gemacht?“

Wie oft habe ich mich in der Zeit zurück in meinen Beruf und raus aus dem Mutteralltag gewünscht!

Das hört sich schlimm an, und paßt in Deutschland nicht unbedingt ins Schema.
Da wirst Du Mutter, bekommst gesunde Kinder, kannst es Dir vielleicht sogar leisten, zuhause zu bleiben,... und statt dankbar zu sein, und glückliche Tage mit diesen kleinen Wesen, die voll und ganz auf DICH angewiesen sind, zu verbringen, sagst Du so etwas?
Ist das nicht schon Frevel?
Nein, das ist ehrlich und hat deshalb noch lange nichts mit „Regretted Motherhood“ zu tun.

Ganz und gar nicht!

Nur damit, dass Menschen eben unterschiedlich sind, und was für den einen gut ist, ist es eben für den anderen nicht.

Ziemlich schnell habe ich daher auch den Weg zurück ins Berufsleben gesucht.

Schon in der Zeit, in der ich eigentlich noch in der Elternzeit war, habe ich wieder ein paar Stunden pro Woche in meinem Beruf gejobbt. 

Zum einen, weil ich es gern tat - aber auch, weil ich "drin" bleiben wollte -  in meinem Beruf.

Und das hat mir gut getan.

Und den Kindern auch.
Das Mittel zwischen beidem hat es eben gebracht.
Und - geht es der Mama gut, geht es auch den Kindern gut.

Natürlich brachte es andere Schwierigkeiten mit sich.
Manche Tage wollte ich natürlich auch damals am liebsten aus dem Kalender streichen. Da will ich nichts beschönigen.
Überhaupt wäre auch das stundenweise Arbeiten nicht möglich gewesen, wenn damals nicht beide Omas mitgeholfen hätten.
Denn leiden sollte niemand darunter.

Erst seitdem mein jüngster Sohn in den Kindergarten ging, arbeitete ich dauerhaft in Teilzeit.
Und, ja! Natürlich war auch das nicht immer einfach.
Schon allein deshalb, weil das Betreuungssystem bei uns auf dem Land noch bis vor Kurzem viel größere Lücken hatte als in den Großstädten.


Aber:
Ich war und bin ja der Chef meines Lebens. 
Und DAS hatte ich mir schließlich selbst ausgesucht, fühlte mich damit selbstbestimmt, und wenn es mich auch manchmal wahnsinnig viel Energie und Kraft kostete, allem gleichzeitig gerecht zu werden, so zog ich an anderen Tagen, an denen zuhause gar nichts rund lief, wiederum so viel Energie daraus, im Büro auf die Kollegen zu treffen und dort einmal mit ganz anderen Dingen konfrontiert zu sein, als Kopfläusen, Schulnoten, Trotzphasen, ect. 
Das fühlte sich tatsächlich schon immer ein wenig an wie mein anderes Leben.

Anders herum, kann ich es mir nicht leisten, berufliche Probleme mit nach Hause nehmen, denn dazu habe ich dann dort wirklich weder Zeit noch Kopf. Und auch DAS hat Vorteile!

Liebe Mamas, ich möchte Euch nur eines sagen: Jeder muss für sich selbst seinen eigenen Lebensweg finden.

Nicht jeder kann wählen, weil die finanzielle Situation es gar nicht zulässt, aber wenn Ihr es könnt, dann überlegt gut, ob es wirklich so falsch ist, wieder in den Beruf einzusteigen. Oder ob es so falsch ist, es eben nicht zu tun.
Für jeden gibt es da einen anderen Königsweg.

Ich bewundere tatsächlich nur eine Sorte Mütter!
Nicht die, die berufstätig sind, oder die, die es nicht sind, sondern die, die glücklich sind!

Denn das ist das einzige, das wirklich zählt.
Denn dann ist auch Deine Familie glücklich, und glückliche Kinder sind der Nährboden unserer Gesellschaft.

Lass die Mutter doch halbe Tage arbeiten, oder ganze Tage oder überhaupt gar nicht berufstätig sein - ich bin mir sicher, dass die Gesellschaft lernen wird, zu akzeptieren, dass es keine Übermütter und keine Rabenmütter gibt, nur weil sie das eine oder andere tun.

Aber eines weiß im Herzen jede von Euch: 
Was irgendjemand diesbezüglich von Dir denkt, oder Dir einreden will, hat Dich ÜBERHAUPT NICHT zu stören! 

Denn DU bist der Chef!



Liebste Grüße von
Working Lillewind









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