Freitag, 15. Mai 2015

Die Neue im Hause Lillewind – die läßt mich ganz schön stramm stehen





Vor ein paar Tagen ist bei uns eine neue
Mitbewohnerin eingezogen.
Nicht irgendeine, das ist klar
- in meinem Alter macht man keine Experimente -
sondern die Frau, die es richtig drauf haben soll. 

Wir hatten schon mehrere, aber keine hat es mir
richtig recht machen können.
Ich gebe zu, dass da meine Ansprüche
in den letzten Jahren gewachsen sind.

Ich will es nicht mehr lauwarm oder huschhusch
fertig mit bitterem Nachgeschmack,
sondern ich möchte es indivuell, nur für mich
und nicht zuviel auf einmal, dafür aber
immer nett angerichtet.

Die Rede ist natürlich von unserer neuen
Kaffeemaschine.

Besser gesagt, unserem neuen
„Kaffeevollautomaten“.





Beim Kaffee ist es mir in der Tat im Laufe der Jahre ergangen wie mit dem Wein.
Während es erst der griechische Imiglykos oder
der italienische Lambrusco sein mussten (je süsser und billiger desto besser), kann er heute nicht trocken
genug sein und muss schon etwas mehr von sich
erzählen können als den Zuckergehalt. 

Ebenso der Kaffee.
Mit Sechzehn oder Siebzehn nannte ich
ihn zwar Kaffee, trank aber eigentlich eher warme
Milch mit einem kleinen braunen Schluck und
dafür viel Zucker.
Im Laufe der Jahre wandelte sich das Verhältnis
um, und der Zucker blieb ganz weg.

Jahrelang stand zu diesem Zweck – wie wahrscheinlich
in Millionen anderer deutscher Haushalte –
eine dieser schicken Maschinen mit Glaskanne
auf einer runden Warmhalteplatte und einem
Filteraufsatz, für die man den fertig
gemahlenen Kaffee benötigte. 

Vorteil dieser Maschinen war, dass man den
fertigen Kaffee dank der Warmhaltefunktion
stundenlang in der Glaskanne in der Maschine
stehen lassen konnte – gern in Büros so gemacht –,
um sich immer wieder einmal zwischendurch
zu bedienen, bis der Magen entgültig rebellierte.
Igittigitt…

Das Teil wurde dann schon recht früh von einem
kleinen italienischen Espressobereiter 
(ihr kennt diese kleinen Aluminiumkannen,
die man zusammenschraubt und auf die
Herdplatte stellt, und in denen das Wasser
mit viel Druck durch den Kaffee gepresst wird?)
ersetzt, weil sich alles andere bei uns sowieso
nicht lohnte, weil mein Mann nur am Wochenende 
- und da auch nur zum Frühstück - 
zuhause Kaffee trinkt. 

Der Kaffee hatte natürlich schon sehr
italienischen Standard, wenn man ausklammert,
dass der Kaffee nicht frisch gemahlen wird, 
für den Alltag fand ich es aber eher unpraktisch.




Vor ein paar Jahren zog deshalb Frau Dolce Gusto-Kapselmaschine ein.

Erst hat sie mir auch alles recht gemacht.
Sie war recht intelligent und konnte verschiedene Sorten Kaffee kochen und war dabei auch noch recht
anspruchlos, denn eigentlich benötigte sie nur
hin und wieder neues Wasser und jeweils eine Kapsel.

Auch die Kinder haben sie sehr geliebt, konnte sie
doch auch Kakao und verschiedene andere Getränke zubereiten.

Leider war der Dame die Umwelt schnurzpiep egal,
und wir gerieten auch beim Preis der Kapseln,
von denen bei uns doch so einige durchgingen,
immer mehr aneinander, bis es eben
vor Kurzem zum endgültigen Bruch kam.

Die Dame zog aus.




Und nun dieser Kaffeevollautomat.

Ich werde ihn dennoch DIE Kaffeemaschine nennen,
denn sie ist Dame durch und durch.

Sie hat ein Anspruchsdenken – sagenhaft!

Auch Ihre Abmessungen lassen an Bescheidenheit zu wünschen übrig, musste ich doch erst einmal die Küche umstellen, um es ihr bequem einzurichten.

Machen wir ihr alles recht, liefert sie uns aber
Kaffee mit feinster Crema, bereitet uns
Latte Macchiato und Capuccino in verschiedenen
Mengen und Stärken zu.

Ganz wie uns beliebt.

Sie verdreht uns den Kopf mit dem Duft von frischgemahlenen Bohnen
und festestem Milchschaum.

Aber alles hat eben seinen Preis.
Und den hat diese Dame!

Ständig schreibt sie mir vor, was ich zu tun habe.
Ich dachte, ICH bediene die Knöpfe, und SIE bedient mich, aber das ist längst nicht so.

Tatsächlich ist es so:
Ich bediene die Knöpfe, dann gibt sie die Anweisungen, worauf ich springe und ihr frisches Wasser bringe,
neue Bohnen nachfülle, den Reinigungsvorgang
starte, den Trester oder den Wasserbehälter
leere, ihr die Fussnägel lackiere
….und dann erst wird Madame aktiv und
versöhnt uns mit ihrem Kaffee.

Und, klar, sie ist ein Mädchen , und wir Mädchen
sind reinlich, aber, ob sie es nicht übertreibt?
Sie putzt sich, wenn ich sie anstelle,
sie putzt sich nach der Kaffeelieferung
und sie putzt sich, bevor sie mir erlaubt,
sie endgültig auszuschalten.
Mein Mann meint sogar schon nachts gehört zu haben, wie der Putzmechanismus ansprang. 



Auch ist sie nicht gerade der leise Typ.

Was sie tut, tut sie mit viel Getöse. Schließlich sollen wir hören, dass gearbeitet wird, oder?!

Aber, gut, es ist ja bekannt, dass es mit den neuen Mitbewohnern erst nicht einfach ist.
Man muss sich eben immer erst aneinander
gewöhnen.

Aber ich will sie mir warmhalten,
denn sie kann es wirklich und so schnell soll
sie nicht wieder ausziehen.

Nur eines kann ich Euch sagen!
Wer heute noch sagt, „ich gehe schnell einen Kaffee trinken“ oder sich einfach einen Kaffee kochen will,
der hat die Rechnung ohne 
die Gacchia, Siemens,  Severin,  Jura und
wie sie alle heißen gemacht!
Oder er geht zu Starbucks!

Luxus hatte eben schon immer seinen Preis – ich weiß!

Und, was ich Euch von Herzen zu einem Espresso oder Kaffee empfehlen kann, sind die selbstgebackenen Cantuccini....





Liebste Grüße von 
Eurer Kaffeekanne Lillewind







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