Dienstag, 11. April 2017

Do it again in GREEN - Das Gründonnerstagssüppchen und eine kleine Kräuterkunde






Als ich gestern mit dem Hund durch den Wald lief, fiel mir wieder einmal auf, wie die Natur momentan explodiert.
Ich liebe diese Zeit!
Dieses herrliche frische Grün.

Und dabei fiel mir auch ein, dass ich Euch ja angekündigt hatte, in dieser Woche eine Gründonnerstagssuppe zu kochen. 
Nach altüberbrachtem Rezept...







Ja, und weil es ja sein könnte, dass Ihr das Süppchen - wenn es schmeckt und ich hier davon schreibe - auch gern am Gründonnerstag nachkochen möchtet, habe ich es heute einfach schon einmal ausprobiert.

Zum Glück habe ich momentan Urlaub und konnte somit schon ganz früh heute Morgen mit dem Hund in den Wald und alles nötige "Unkraut" besorgen.
Unkraut?!

Ja! Unkraut!
Ganz gesunde Wildkräuter, sagen die einen, aber im Grunde ist es  das, was wir, die wir heute ja größtenteils Ziergärten haben, als Unkraut betrachten.

Allem voran kommt da wohl der Giersch, der wichtiger Bestandteil der Gründonnerstagssuppe ist.
Wer ihn im Garten hat, flucht im Grunde heftig!
Nicht wenige holen sogar gerade wegen des Gierschs, den man - hat man ihn erst einmal in den Beeten - wegen seiner unterirdischen Triebe - kaum wieder los wird, die chemische Keule zu Hilfe.

Seit letztem Jahr hat der Giersch nun auch den Lillewind-Garten eingenommen. Ich weiß nicht, warum erst jetzt, aber, glaubt mir, ich weiß jetzt, wovon ich spreche. 






Giersch ist allerdings viel, viel mehr als Unkraut.
Die wenigsten wissen heute noch, dass der Giersch ein megagesundes und sogar wohlschmeckendes Wildgemüse ist.
Er ist voller Kalium, Vitamin C, Karotin und Eisen und wirkt krampflösend, entgiftend und blutreinigend.
Für unsere Urgroßeltern war Giersch das Mittel gegen Rheuma und Gicht.

Aber zurück zum Gründonnerstagssüppchen.
In der heutigen Zeit würde es dann wohl das Unkrautsüppchen genannt - früher aber auch das Neun-Kräuter-Süppchen,
denn das ist das A und O dieser Suppe.
Neun verschiedene Kräuter, die die Natur um die Osterzeit in unseren Breitengraden hergibt.
Welche, ist im Grunde egal.


Da ich inzwischen - schon für die geliebte Frankfurter Grüne Sosse - ein paar Kräuter in ein Hochbeet im Garten gesetzt habe, kamen die natürlich schon einmal hinein, und den Rest habe ich heute im Wald gefunden.

Und somit enthält meine Gründonnerstagssuppe jeweils eine Hand voll von:

Kresse (hat Piet für Ostern in rauhen Mengen selbst gezogen)
Petersilie (steht jetzt in meinem Garten)
Schnittlauch (ebenfalls)
Borretsch (ist jetzt in meinem Hochbeet)
Bärlauch (Leute, its Bärlauch-Time!)
Löwenzahn (kennt Ihr ganz bestimmt alle und steht an fast überall!)
Brennessel (die ebenso)
Giersch (wie gesagt...habe ich reichlich im Garten)
Sauerampfer (den findet Ihr momentan im Wald und an Wiesenrändern)







Und, wenn Ihr nicht gerade diese Kräuter zur Hand habt, oder im Bioladen oder beim Spaziergang findet, dann gehen ebenso auch andere Kräuter.

Wobei ich glaube, dass Ihr in der heutigen Zeit auch mit "nur" sieben oder acht verschiedenen Wildkräutern oder -gemüsen schon bei weitem mehr Grünzeug auf den Tisch bringen werdet, als mancher Fast-Food-Esser, und damit mindestens drei - wenn nicht vier?! -  Ernährungssünden ausgleicht, oder?!






Im unteren Teil erzähle ich Euch noch etwas mehr zur Heilkräuterkraft all dieser Zutaten, aber zunächst solltet Ihr wissen, dass unsere Ururgroßeltern genau diese Suppe am Gründonnerstag kochten, weil es zum einen ein fleischfreier Tag war, zum anderen weil genau dieses Grün gerade um die Osterzeit frisch aus der Erde sprießt, und man am Ende des Winters mit dieser gesunden, entschlackenden und entgiftenden Suppe schon eine Menge seiner Vitaminvorräte wieder auffüllen konnte.

Das tut uns doch im Grunde auch heute noch gut.

Und das Entschlacken nach der dunklen Winterzeit auch.

Es heißt sogar: Hat man erst einmal zum Jahresanfang diese Suppe gegessen, wird man den Rest des Jahres nicht mehr krank.

Aber nun zum Geschmack:
Grün! Sehr grün! 
Aber auch sehr würzig!
Nein... ich muss sagen: Sie hat einen leicht bitteren Nachgeschmack, an den man sich aber relativ schnell gewöhnt,
und ich persönlich finde sie wirklich richtig lecker... - so für einmal im Jahr.... Zum Gründonnerstag!

Nein, Scherz bei Seite!
Selbst die Jungs haben Sie gegessen, und Herr Lillewind hat noch eine zweite Portion verlangt.


Ich denke zwar, dass sie früher nicht ganz so schmackhaft war wie das Rezept, das ich Euch hier aufschreibe, aber mit all diesen gesunden Inhaltsstoffen, wird sie wahrscheinlich selbst noch mit der Sahne, die heute hineingehört, vieles übertrumpfen, was ansonsten heute auf den Tisch kommt.

Daher schreibe ich Euch heute hier sehr, sehr gern das Rezept auf. Traut Euch einfach einmal und kocht die Suppe nach!
Ich bin gespannt auf Eure Kommentare!




Die Gründonnerstagssuppe


Ihr braucht:
jeweils eine Handvoll (ca. 20-30g pro Sorte) von neun verschiedenen Kräutern (grob zerkleinert)
1 Zwiebel
2 EL Butter
2 EL Dinkelmehl
125 ml Sahne
1 ltr. Gemüsebrühe (zubereitet)
Salz und Pfeffer nach Geschmack


Zunächst laßt Ihr die Butter schmelzen und gebt dann die kleingeschnittene Zwiebel hinzu und schwitzt sie an.
Dann gebt Ihr das Mehl zu und lasst es unter Rühren - einmal aufkochen/aufquellen. (Vorsicht! Brennt schnell an)

Dann gebt Ihr die Brühe nach und nach unter ständigem Rühren zu.
Gut rühren,  damit sich keine Klümpchen bilden.

Erst, wenn alles noch einmal gut aufgekocht hat und ein, zwei Minuten geköchelt hat, gebt Ihr die Kräuter und die Sahne zu.
Nun nicht mehr aufkochen lassen, sondern alles mit dem Pürierstab oder in der Küchenmaschine fein mixen.

Und dann ist die Suppe auch schon servierfertig.
Das Rezept für Lillewinds kleine Pizzabrötchen, die es bei uns dazu gab, findet Ihr hier.

Sehr lecker!
Habt keine Angst vor der Erfahrung!

Und für diejenigen, die auch noch wissen möchten, was Ihr Euch mit der Suppe Gutes tut, gibt es hier eine kleine Kräuterkunde!







Die Brennessel

....ist eine uralte Heilpflanze zur Anregung von Leber und Galle - und somit auch zur Verdauungsförderung.
Sie ist entzündungshemmend und durch ihre entgiftende und entschlackende Wirkung das Frühlingsmittel überhaupt.
Als Tee entwässert sie und gibt ein frisches Gefühl.







Der Löwenzahl

...ist ein Wunder- und Allheilmittel, dass uns praktisch vor den Füssen steht.
Ihm wird eine positive Wirkung auf alle unsere Organe nachgesagt.
Vorwiegend wirkt auch er jedoch auf Galle und Leber und kräftigend.
Er soll eine ähnliche Wirkung haben wie der teure und in unseren Breitengraden im Grunde nicht heimische Ginseng.








Der Borretsch


...ist superreich an Kieselsäure, die u.a. unsere Fingernägel, Haut und Haare schön macht.
Bei innerlicher Anwendung soll er beruhigend wirken und "fröhlich" machen, und bei Atemwegserkrankungen entzündungshemmend.
Im Grunde können alle Pflanzenteile, von der Wurzel bis zur blauen Blüte, die Borretsch von Mai bis September bildet, verwendet werden.







Der Sauerampfer

...ist ein Wildkraut, das sich durch seinen angenehm säuerlichen Geschmack wunderbar in viele Gerichten mit Kräutern einfügt. 
Er kommt in der Küche heute wieder zunehmend in Mode, allerdings sollte er - wie auch der Rhabarber - nicht mehr nach dem 24. Juni geerntet werden, da dann die enthaltene Oxalsäure stark zunimmt, und er damit seine Magenfreundlichkeit verliert.
Ausserdem bekommt er durch den steigenden Oxalsäuregehalt dann einen zunehmend bitteren Geschmack.

Als Faustregel gilt: je höher der Rot-Anteil der Blätter, desto höher der Oxalsäure-Gehalt, die den Magen irritiert.
Am besten also die frisch grünen Blätter, die momantan (teilweise unter den alten Blütenständen vom letzten Jahr) wachsen, sammeln.





Dennoch.... Sauerampfer hat einen extrem hohen Gehalt
an Vitamin C, der unsere Vorfahren vor Skorbut und uns noch heute vor allerlei freien Radikalen zu schützen vermag.

Zudem wirkt er blutreinigend - gut also für die Frühjahrskur.






Schnittlauch


....ist neben der Petersilie wohl jedermann bekannt.
Nie aus der Mode gekommen, sind sie praktisch das ganze Jahr in den Geschäften erhältlich. 
Heilkraft hin oder her.
Auch der Schnittlauch enthält viel Vitamin C, aber auch ätherische Öle und Senföle, die für die Verdauung gut sind.
Das enthaltene Kalium hat harntreibende und damit reinigende Wirkung, und im Ganzen wirkt verzehrter Schnittlauch blutreinigend. Ähnlich, aber nicht so stark, wie seine große Tante, der Knoblauch.






Die Petersilie

...die ebenfalls fast jedem in der Küche bekannt ist, ist saustark, was den Gehalt an Mineralstoffen angeht.
Eisen, Zink, Magnesium und Kalium sind in hohem Masse in ihr zu finden, aber auch die Vitamine A, B und C.

Wußtet Ihr übrigens schon, dass die Petersilie bei den alten Griechen eine heilige Pflanze war?
Man setzte sie dort wahrscheinlich als Aphrodisiakum ein, und sie war den Soldaten zur Stärkung vorbehalten.

Und, und, und... gegen Nasenbluten, Magenschmerzen, Harnsteine...die Reihe der Beschwerden, gegen die die Petersilie gut ist, endet so schnell nicht.







Die Kresse


....ist für unsere Gesundheit ein Alleskönner (und so leicht und schnell selbst im Zimmer zu ziehen).
Sogar im Ayurveda wird ihr nachgesagt, dass sie bei Durchfall, Muskelschmerzen und sexueller Unlust helfen kann.
Aus Indien ist sie übrigens auch zu uns gekommen.

Ihr seht es! 
Eine Powerkraft, dieses Gründonnerstagssüppchen, was?!

Was schadet es also, sie einmal auszuprobieren.
Noch dazu habe ich erst kürzlich wieder gelesen, dass ein Spaziergang von dreißig Minuten durch die Natur ein wunderbares Mittel geben Abgespanntheit, Depression und zur Stärkung des Immunsystems ist. 

Also... allein die Suche der Kräuter ist schon ein Wundermittel.

Und auch mit Kindern ist eine kleine Kräuterwanderung eine feine Sache. Besonders, weil ich es schade finde, dass unsere Kinder oft gar nicht mehr wissen, was alles Gesundes um uns herum wächst, und dass nicht nur das Kügelchen oder der Saft der Gesundheit gut tun.
Und, weil das "alte Wissen" ja irgendwie weitergereicht werden muss.

Aber eines ist mir ebenso wichtig!
  - auch bei Suppe lassen wir keinen Stress aufkommen!






Kein Problem also, wenn Ihr die Suppe erst zu Himmelfahrt kocht!!!
Denn vergesst nicht: Unser Leben ist voll davon, daher bitte wenigstens bei der gesunden Ernährung KEINE EXTREME!
Kein Stress!
Auch ein wenig Grün ist schon megagesund!

Und ich will Euch noch schnell etwas verraten: 
Direkt nach dem Essen sind Herr Lillewind und Piet mit dem Hund spazierangegangen. Und da gab es dann erst einmal Pommes...!
Also, keine Extreme!


Liebste Grüße von 
Eurer Lillewind








2 Kommentare:

  1. Liebe Lillewind,
    was für eine tolle Idee! Ein Post über Wildkräuter steht auch bei mir auf der Liste. Aber ich bin gerade ganz begeistert von deiner Suppe! Die will ich auch nachkochen! 1000Dank für den tollen Tipp!
    GLG Natascha

    AntwortenLöschen
  2. Schön, dass Dir das Thema gefällt! Ich finde es auch wirklich ganz besonders spannend! Ja, die Suppe... da bin ich total gespannt, wie sie Dir schmeckt!!
    LG und schöne Ostertage, liebe Natascha! :-)

    AntwortenLöschen