Mittwoch, 17. April 2019

Die Sprachnachricht (Neues aus der Sparte "Kolumne")









Ja, ja,....diese moderne, digitale Welt...!
Ein Fluch und ein Segen!

Sie kommt daher mit vielen Vorteilen - besonders, wenn man offen für manche Neuerung ist - aber natürlich auch einigen Nachteilen.
Vor allem sicherlich im Bereich "Sicherheit", aber, ja, manchmal auch - so nenne ich es einfach einmal ganz provokant - "Lernwilligkeit".

Eine dieser "neuen Erfindungen" ist beispielsweise die Sprachnachricht!

Für (m)einen Mann völlig unverständlich, und als pure Störung empfunden, aber auch manche Frau ist damit gänzlich überfordert - für mich aber eine wunderbare Erfindung.

Mein Mann bekommt die Krise, wenn ich sie ihm schicke, und - ich gebe zu - wenn es um wichtige Informationen geht, mag auch ich sie nicht, denn man kann sie in der Regel nicht überall und jederzeit so unauffällig abhören, wie man die geschriebene Nachricht lesen kann.
Ich habe aber eine Freundin, die mag Sprachnachrichten auf genau dieselbe Weise wie ich, und so ist es UNSER Medium, uns kleine, liebevolle, mehr oder weniger kurze Nachrichten und Lebenszeichen zukommen zu lassen.

Und, Männer, haltet Euch fest, denn das wird hart: manchmal schicken wir uns auch zehn von den Dingern am Stück hin und her  - keine kürzer als drei bis acht Minuten, und müssen dabei schon über uns selber lachen.

Wir sind natürlich auch nicht dumm, und uns fällt tatsächlich auch noch auf, was wir da (Merkwürdiges) machen. Klar!

Wie oft haben wir uns da schon selbst gefragt, warum wir nicht einfach den Hörer in die Hand genommen und gleich telefoniert haben.

Warum?
Ja, ganz klar!
Die Frage haben wir uns schon vor Längerem selbst beantwortet!


Wir sind Frauen, und der Vorteil der Sprachnachricht ist ganz eindeutig:

WIR KÖNNEN ENDLICH EINMAL AUSREDEN 

Manchmal erzählen wir uns einfach nur kurz, was in unseren Leben gerade passiert, oder schicken uns am Montagmorgen einen kurzen Gruss oder wünschen uns eine schöne Woche oder schicken uns auf diese Weise am Freitag in ein sonniges Wochenende.

All das, ohne dass uns jemand dazwischen redet, oder wir bei den tausend Dingen, die wir Freundinnen zu besprechen haben, den Faden verlieren.

Und das Beste ist, dass die andere sich dieses Hörspiel ganz ohne Zeitdruck und ganz entspannt dann anhören kann, wenn sie gerade Zeit dazu hat.

Kürzlich habe ich im Netz eine gute Bezeichnung für die Whatsapp-Sprachnachricht gefunden:

KLEINE INSELN DER STRESSFREIHEIT

Ein jeder weiß doch, dass jeder erwartet, dass eine Nachricht in geschriebener Form irgendwann beantwortet wird.
Vom Brief sprechen wir ja schon gar nicht mehr, aber die Email sollte innerhalb eines Tages beantwortet sein, während man der SMS hatte heute nur noch ein paar Stunden einräumt.

Bei der  WhatsApp-Nachricht allerdings reden wir schon von M.I.N.U.T.E.N.
Danach wird es unangenehm, wenn die Antwort nicht kommt ("Mann, das sollte doch jetzt schnell gehen."), und nach ein paar Stunden fühlt sich der Sender deshalb u.U. schon peinlich ignoriert.

Die Sprachnachricht gibt einem da wieder neue Freiheiten.
Vorausgesetzt man kennt den Charakter und die Mentalität des Empfängers, und weiß, dass er/sie genau so tickt wie man selbst.

Keinesfalls erwarte ich von meiner Freundin oder sie von mir, oder wer immer mir auch eine achtminütige Nachricht schickt, dass ich diese sofort abhören kann.
Da respektieren wir plötzlich wieder den Alltag.

Für mich haben Sprachnachrichten sogar wieder eine besondere Wertigkeit.
Eine lange Sprachnachricht hört man sich nicht zwischen Tür und Angel an, sondern nimmt sie liebevoll irgendwo mit hin, wo man "ganz Ohr" sein kann.

Tatsächlich...auf diese Art hat meine Freundin schon mit mir gekocht, ich mich mit ihr geschminkt, und beide haben wir "uns" schon beim Autofahren - natürlich nur mit der Media-Unterstützung - unser Gerede angehört.

Ich gebe allerdings zu, dass ich Sprachnachrichten niemals an Fremde, nie zu geschäftlichen Zwecken oder an Personen, die eben nicht wissen, dass meine Sprachnachrichten nicht dringend beantwortet werden müssen, verschicke.

Denn mir ist wohl bewusst, dass das nicht jeder so sieht!

Nicht jeder mag sie, diese Errungenschaft der digitalen Welt.

"Ich könnte gar nicht so viel Reden", ist dann oft der Kommentar anderer Freundinnen und eigentlich JEDEN Mannes

Immer wieder stelle ich sogar fest, dass die Sprachnachricht als solches fast ein Gender-Ding der Neuzeit ist.
Aber angeblich haben wir Frauen ja sowieso immer viel zu erzählen.

Ja, und?! Was soll ich sagen? 
Ich KANN so viel reden!
Fließend, am Stück - ohne Gedankenpause (kann ich gleichzeitig) - und ich schwöre, das kann man trainieren.
(Genauso, wie man sich übrigens die eigenen "Ähm's" schnell abgewöhnt, wenn man hin und wieder eine eigene Sprachnachrichten angehört hat.)

Frauen haben einfach so schrecklich viel zu tun! Und zu sagen!
Was paßt da besser, als im geeigneten Moment einfach alles ins Mikrophon zu plaudern, wohl wissend, dass die, für die die Nachricht bestimmt ist, und die ebenso viel zu tun hat, sich diese erst anhören wird, wenn sie selbst Zeit und Lust dazu hat.
Man stört einfach nicht.

Und so bekommt die Nachricht einen ganz anderen Wert.
Das sind die persönlichsten Hörspiele der Welt - und ich liebe sie.

Und wer das nicht verstehen kann, der kann es vielleicht auch einfach nicht.
Reden und gleichzeitig Denken und die Technik beherrschen - und dabei nicht vor den Bus laufen?!
Anderen rutscht dann der Finger angeblich dauernd vom Knopf, nur weil er nicht weiß, dass man den "Knopf" auf dem Touchbildschirm seines Handys nach oben schieben kann, und die Aufnahme dann steht!

...oder der verliert einfach so schon nach dem "Hallo" den Faden und hat Sendepause.

Jedem das Seine, oder?!


Liebste Grüße von 
Eurer Lillewind

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