Donnerstag, 12. Oktober 2017

Kinder, Kinder....



Elternzeit - Zeit der Freude, der Herausforderungen und Veränderungen und Herz, Herz, Herz....







Heute gibt es wieder einmal einen persönlichen Post aus der Reihe "Lillewind denkt".

Gerade krempelt sich mein Mutterleben nämlich wieder einmal komplett auf den Kopf.
Zumindest fühlt es sich manchmal so an...
Gerade ist alles in Bewegung – ständig kommt Neues, manchmal Wunderschönes und manchmal weniger Schönes auf uns Eltern zu und fordert uns.
Könnt Ihr Euch noch erinnern, dass ich Euch vor ein oder zwei Jahren einmal geschrieben hatte, das Leben mit Kindern sei nicht planbar?
Da dachte ich noch überwiegend an die kleinen Kinder.
Die, die immer genau dann die Windel voll hatten, wenn wir das Haus verlassen wollten, oder krank wurden, wenn wir zum Sonntagsbrunch eingeladen waren.
Als junge Mutter dachte ich in solchen Situationen oft, dass das alles „besser“ bzw. anders wird, wenn die Jungs größer werden.
Wobei ich da schon manchmal stutzte...
Da war beispielsweise nämlich dieser eine ältere Kollege, den ich so schrecklich pessimistisch fand, weil er immer, wenn ich von den Jungs erzählte, sagte:
„Mach Dir doch jetzt noch keine Gedanken oder Sorgen! Das wird alles noch schlimmer. Viiiieeeel schlimmer! Aber vorallem werden die Probleme und Sorgen anders!“
Wie oft ich mich damals gefragt hatte, warum er seinen Pessimismus nicht für sich behalten kann. 
Gut, er hatte damals schon große Kinder – aber da es ja sonst niemand so deutlich zu jungen Eltern sagt, wird er halt einfach Pech mit seinen Kindern gehabt haben, oder?!
Dachte ich mir so! Damals....
Ob nun die Probleme oder Sorgen mit oder um größere Kinder größer werden, weiß ich nicht.
Aber sie werden tatsächlich anders.
Und zum Glück muss es nun wirklich nicht gleich heißen, dass ein Kind Drogen abhängig wird oder kriminell.
Aber jede Veränderung bewirkt, daß sich die häusliche Situation ändert, und man sich wieder neu einstellen muss.
Und sind es nur die Schlafens- und Aufstehzeiten.
Für mich immer wieder neue kleinere oder größere Herausforderungen.

Aber warum erzähle ich Euch das jetzt eigentlich?
Zum einen, weil ich heute sehr gut verstehe, wenn Paare nach vielen Jahren noch ein weiteres Kind bekommen, wenn das/die anderen schon fast groß sind.
Dieses eine Kind zum Genießen?!
Weil man jetzt weiß, wie es geht - was natürlich Blödsinn ist -  aber vor allem, weil man eines weiß:
Man muß es sich gar nicht so schwer machen.
Es geht auch leichter.

Und jetzt die Wahrheit:
Ich habe es mir manchmal schwer gemacht....

Heute weiß ich, dass Eltern nicht für jede Erziehungsfrage einen Ratgeber zum Nachschlagen und Nachlesen brauchen.
Eltern brauchen in erster Linie zwei Dinge:

1. Ein riesengroßes Herz.
Das haben die meisten von uns ohnehin schon, aber vor allem müssen wir genau diesem Herzen auch glauben.
Deshalb brauchen wir Eltern
2. Vertrauen.
Eben darin, dass wir genau alles richtig machen, wenn wir auf unser (großes) Herz hören.
Irgendwann vor Kurzem erst stöhnte ich innerlich auf, warum ich mich eigentlich einmal gefragt hatte, wann ein Kind alt genug für ein Glas Cola ist, wo doch schon ganz kurze Zeit später ganz andere Fragen im Raum standen, wie:
Wie lange darf man mit 14, 15, 16 und älter eigentlich abends ausgehen?
Wann und wieviel Alkohol darf oder muss man erlauben? 
Wieviel Schule muss sein, und was kommt nach der Schule....?
Und, und, und....
Veränderungen und Entscheidungen und Diskussion noch und nöcher...

Und hieß es irgendwann einmal:
Hör bei der Erziehung auf Dein Herz, so brauchst Du irgendwann zum Herz tatsächlich auch noch


3. Coolness!
Ich grinse gerade, denn wenn ich mir heute vorstelle, daß auch ich eine dieser Mütter war, die schniefend am Beckenrand stand, als der Große das Seepferdchen bestanden hatte, werde ich jetzt noch innerlich rot.

Ich will das Seepferdchen ja jetzt auch gar nicht heruntermachen, liebe junge Eltern!
Das Seepferdchen ist schon etwas Besonderes  – aber sagen wir mal so: es kommt noch größer!

Der erste August war nun wieder einmal so ein Tag der grossen Veränderungen und Neuerungen in meinem Mama-Leben.
Knapp nach Bestehen des Seepferdchen, hat mein Großer nun eine Ausbildung begonnen. 
(Und, wenn ich das so schreibe, meine ich das genau so! Gefühlt hatten wir doch gerade erst noch das Seepferdchen...)

Nach einer Zeit, in der uns das deutsche Schulsysteme und er - sagen wir einmal - fortwährend auf die Probe gestellt haben, habe ich nun einen glücklichen, großen, berufstätigen Sohn.
Wie sich das anhört, oder?!
Als er am 1. August morgens das Haus verließ, war ich es also schon wieder, die ein paar Tränchen herunterschlucken mußte.
Wie damals am Beckenrand...
Aber was das bedeutet!
Zunächst einmal: Ich habe jetzt nur noch ein Schulkind!
Und damit keine Elternabende mehr an der einen Schule, bei denen man sich bei den Wahlen schnell wegducken muss.
Auf der anderen Seite aber irgendwie auch keine unbeschwerte Kindheit mehr.
Keine zwölf Wochen Ferien mehr, sondern „hartes“ Berufsleben.
„Hart“ deshalb, weil ich mich nur zu gut an den ersten Tag meiner Ausbildung nach dem Abitur erinnern konnte.
Völlig naiv und gut behütet fiel ich mit 19 Jahren in die Berufswelt, und suchte verzweifelt den nicht mehr vorhandenen Welpenschutz.
Plötzlich war da keiner mehr, der nachmittags fragte, ob ich Hunger oder Durst habe.
Keine Lesepause nach dem Mittagessen.
Kein „Ach, ruh Dich erst mal aus“ zwischendurch.
Und dann sind plötzlich die eigenen Kinder soweit...
Neeeee, oder?!
Aber die sind doch noch so ....klein!?
Stand ich nicht gerade noch am Beckenrand?
Ja! Das ist dieser magische Moment, denn dann sind sie nämlich irgendwie groß.

Der Moment, an dem man sich besinnt, dass es so schwer doch gar nicht war. Und man plötzlich weiß, dass man DAS auch ohne Erziehungsratgeber in Form von Büchern, Lehrern und Freundinnen geschafft hätte, weil man am Ende ja doch nie anders konnte, als einfach auf sein Herz zu hören.

Ich will nicht sagen, dass es einfach ist und von allein geht.
Ganz und gar nicht, aber liebe junge Eltern, eines verspreche ich Euch:

Sie werden alle groß!
Obwohl ich mich fast täglich frage, wann das bei uns bloß passiert ist?
Habe ich ihn nicht gerade noch gestillt?
Das ist die Sache!
Niemand bringt Euch schonend bei oder warnt Euch vor, dass es vielleicht morgen so weit ist und Eure Kinder groß sind. Es ist ein fließender Übergang.
Plötzlich quietscht die Stimme, und durch Zufall schaust Du mal wieder ins Familienalbum und erkennst gerade noch Dich selbst auf den Photos aus dem Familienurlaub im letzten Jahr.

Und garantiert fragst auch Du Dich dann:
„Wie kann das sein?! Wann, bitteschön, ist der mir so über den Kopf gewachsen?“
Oder: „Habe wirklich ICH diesen großen Menschen mit seinem eigenen Kopf und Willen und dieser Power und Kraft einmal zur Welt gebracht?!“

Und das ist dann wahrscheinlich der Moment, in dem die oder der eine oder andere von Euch merkt, dass man es doch noch einmal haben möchte. Weil es doch so schnell vorbei war. Und gar nicht so schwer.
Und dann ist ja vielleicht die Zeit reif für einen Familien-Nesthäkchen?!
Das kann ich wirklich gut verstehen.
(Wird es bei Familie Lillewind aber auf keinen Fall geben...nicht falsch verstehen).

Aber... 
Als Lillewind habe ich die Gelegenheit natürlich auch wieder einmal zum Nachdenken genutzt, und mich gefragt, wie ich selbst - ganz persönlich - es mir mit diesen beiden Jungs manchmal so schwer machen konnte, als sie Babys waren?!
Wo die Zeit doch nur so kurz war...
Rückblickend war ich sogar total anfällig für alles, was es jungen Müttern und Eltern möglichst schwer machen konnte.

Tatsächlich sind es ausgerechnet oft genau die Dinge, die es den jungen Eltern leichter machen sollen, und die dafür sorgen sollen, daß Babys und Kleinkinder möglichst unfall-, allergie- und krankheitsfrei groß werden, die es manchen Eltern, die alles richtig machen wollen, ausgerechnet schwer machen.

All die Vorschriften und Ratschläge, die dafür sorgen, dass vor allem Kleinkinder und Babys die perfekte Ausrüstung haben, um im Auto oder auf dem Fahrrad sicher mitzufahren, im Bett ergonomisch perfekt und vor plötzlichem Kindstod geschützt schlafen können, die sicher stellen sollen, dass sie später bestmöglich gefördert werden, um wirklich und tatsächlich Ihre Intelligenz nicht ungenutzt zu lassen, und ihnen damit später eine gute Schul- und dann Berufsausbildung möglich machen - und damit ein vermeintlich glückliches Leben.

 
O.k., ich als Lillewind gebe zu:
Natürlich muss vieles einfach sein, und es ist gut, dass es Fachleute gibt.
Manche Menschen müssen auch mehr an die Hand genommen werden als andere. Das ist in allen Lebenslagen so.

Aber viele Dinge, die uns zu Zeiten, als meine Söhne noch Babys oder Kleinkinder waren, geraten und empfohlen oder vorgeschrieben wurden, waren zufällig auch die Dinge, die Eltern das Leben am schwersten machen und dem Familienleben genau die Leichtigkeit nehmen, die viel wichtiger für ein glückliches Beisammenleben ist, als selbstgekochte Babybreie – sie kostet das auch viel zu viel wichtige Kraft.
Heute möchte ich allen jungen Eltern davon erzählen, was das unter Umständen für ein falscher und unnötiger Perfektionismus ist!

Garantiert muss kein Kind den Fahrradhelm mit dem dem TÜV-Stiftung-Warentest-Ökotest-Wer-hat-noch-was-zu-melden-Siegel tragen, wenn Mama und Papa später vor lauter „Immer-nur-das-Beste-suchen“ keine Zeit – geschweige denn Geld – mehr haben, um überhaupt mit dem Kind Fahrrad zu fahren.
Ein Familienurlaub wird dann finanziell schwierig, weil das Geld schon für das Beste vom Besten ausgegeben wurde, denn neben dem Fahrradhelm gibt es auch noch große Unterschiede beim Fahrrad selbst, beim Autositz, beim Tornister, den Schuhen, ja, selbst Mütze ist nicht Mütze, wenn man sämtliche Schadstoffe, Inhaltsstoffe, Herstellungsort und die perfekte Passform berücksichtigen möchte. Ehrlich! Alles schon erlebt und gesehen!
Als meine Jungs klein waren, bekamen tatsächlich auch sie nur Schühchen aus Schuhläden mit spezieller Beratung von „namhaften“ Herstellern, die Schuhe mit bestmöglich geformten Innen- und Aussenleben versprachen, damit den kleinen Füsschen auch kein Härchen gekrümmt wurde.
Und wißt Ihr, was das Ergebnis war?
Schon ab der Grundschulzeit verweigerten sich die Jungs total und wollten nur noch das Schuhwerk, das gerade die aktuellen Rapper oder Sportler trugen, tragen.

Nichts mit Fussbett. Kein Leder.  Nix atmungsaktiv.
Dafür aus Kunststoff, damit bloß nichts atmen konnte.
Und, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wurden diese Schuhe dann auch noch ohne Schnürsenkel bzw. „offen“ getragen, so dass der Fuss garantiert im Schuh keinen Halt fand und eine merkwürdige Haltung annahm.
Ich schätze, allein an diesem Punkt hätte ich für beide Kinder zusammen im Laufe der Jahre locker eine hohe dreistellige Summe sparen können.
Das Geld hätte ich auch mal besser weggelegt für die ganze sprachliche und musikalische Frühförderung, der ich nebenbei noch unzählige Wartestunden im Auto zu verdanken hatte.
Was war ich froh, als ich später ein Smartphone mit Internet besaß, um mir Wartezeiten, die von falschen Akkorden an Klavier oder Gitarre untermalt wurden, verkürzten. Noch mehr, als ich dann den Familienhund hatte, mit dem ich während so mancher Wartestunde durch die Natur stapfen konnte.

Und, liebe junge Eltern, Ihr solltet noch eines wissen:
Heute spielt keines meiner Kinder Gitarre oder Klavier.
 
Was mich zu dem Schluß bringt, daß ich schon damals dieses Geld besser in meine eigenen Photo- oder Yoga-Workshops investiert hätte, oder?!

Aber, was ich Euch sagen möchte:
Sie sind so schnell groß, unsere Kinder!
Glaubt mir – fast stehe ich noch am Beckenrand und heule, weil mein Großer sein Seepferdchen bestanden hat, deshalb genießt die Zeit und bleibt cool!


Und eines ist mal klar:
Ob Schuhe, Schule, Bildung und Fahrradsitz!
Alles schnell vergessen, wenn die Kids groß sind - aber, was immer bleibt, da bin ich ganz sicher, ist der Stolz! Und die Liebe!
Wie damals beim Seepferdchen!

Eure Lillewind


1 Kommentar:

  1. Liebe Lillewind,
    ein schöner Post. Für mich sind ja Frauen mit Kindern die wahren Helden dieser Welt. Großes Kompliment das du einen Weg gefunden hast cool zu bleiben. Plötzlich fallen mir wieder meine Ballettstunden ein und wie ich meine Eltern bearbeitet habe das ich es machen darf. Irgendwann wollte ich dann nicht mehr und habs einfach wieder hingeworfen :-) ups... :-)
    GLG Natascha

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