Samstag, 3. Dezember 2016

Lillewinds Abenteuer - Die Bahnfahrt












Heute habe ich einmal eine kleine Anekdote aus dem Leben der Lillewind für Euch...
Ihr wißt ja: man kann, rückblickend betrachtet, aus fast allen Lebenssituationen, und mögen Sie, wenn man drin steckt, noch so verzwickt, anstrengend und unglücklich erscheinen, irgendetwas ziehen, worüber man später schmunzeln kann.
Irgendetwas gibt es da eigentlich immer....

Ich finde ja zum Beispiel, dass ich einige Dinge ganz gut kann. Manche Dinge kann ich aber überhaupt nicht.
Ich will kann z.B. keine Autoreifen wechseln und ich will kann nicht Segeln.

Vorallem bin ich aber absolut kein Bahnfahrer.
Auch kein Busfahrer (Mitfahrer...versteht sich!)
Öffentliche Verkehrsmittel überfordern mich sogar relativ schnell.
Ich gebe es hier offen zu.

Wenn es sein muss, und ich es mir aussuchen kann, nehme ich von allen öffentlichen Verkehrsmitteln noch am liebsten 
die U-Bahn, weil ich da die Pläne und Schilder wirklich übersichtlich finde.
Bus geht jedoch gar nicht, und Bahn klappt auch nicht immer.

Ich nehme mir das auch gar nicht übel und erlaube mir diese Schwachstelle, denn woher sollte ich es auch gelernt haben?!
Als ich zur Schule ging, wohnten wir in fussläufig zurückzulegender Entfernung zur Schule, während meine Mitschüler schon sämtliche Buslinien, Fahrpläne und Zeiten verinnerlicht hatten. 
Mein erster Freund wohnte zwar im Nachbarort, hatte aber schon zu Schulzeiten ein eigenes Auto, und Bus fuhr ich nur in seltensten Fällen, wenn er, was allerdings nicht so selten vorkam, den Autoschlüssel wegen zu schlechter schulischer Leistungen nachmittags abgeben musste.

Aber selbst dann wurde ich zur Bushaltestelle gebracht und, auch mit Siebzehn noch, in den richtigen Bus gesetzt. 

















Heute wohne ich in einem Dorf, dass circa fünfzehn Kilometer von meinem Arbeitsplatz entfernt liegt.
Um die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen, müsste ich mehrfach umsteigen und einen Vormittag einplanen.
Also!? Wo sollte ich gelernt haben, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren?!
Das seht Ihr doch genauso, oder?!

Vor Kurzem musste ich allerdings beruflich für einen Tag nach Hamburg fahren. 
Für solche Fälle gibt es ja Gesetze und Regeln, und es war klar, dass ich dazu den Zug nehmen müsste.

Eigentlich fand ich das auch gut, denn im ICE, sagt man ja, reist es sich bequemer als im Stau, und laut Fahrplan benötigt man bis Hamburg - inklusive Umsteigen - nur drei Stunden, was man mit dem Auto ja nur schwerlich schafft.
Zu meinen Reisezeiten, mitten im Berufsverkehr - gar nicht.

"Prima, Lillewind", dachte ich!
"Da kannst Du im Zug lesen und das Lillewind-Büro erledigen!"

Und dann ging die Reise los....
Das Bahnticket musste ich über ein Reisebüro buchen und bekam einen Auftrags-Code, den ich "einfach" am Ticketautomaten im Bahnhof eingeben sollte, woraufhin der mir ein Ticket ausdrucken sollte.
Gaaaaaanz einfach sollte das sein.

Gut, der Automat konnte nicht wissen, dass ich zeitlich schon etwas zu knapp von zu Hause losfahren würde, dann noch in den Stau kommen würde, und das nächstgelegene Parkhaus und alle umliegenden Parkplätze voll wären.
Natürlich war es auch meine Schuld, dass ich letztendlich mein Auto nur noch in irgendeinem Parkhaus abstellen konnte, in in dem das für länger als 24 Stunden möglich war - und nur noch aus den Augenwinkeln las, dass es täglich um 22 Uhr schließt.
Ich konnte auch keine Rücksicht mehr darauf nehmen, dass mein Zug am nächsten Tag erst um 21.15h wieder im Ort eintreffen würde.

Natürlich wußte der Automat auch nicht, dass ich im Dauerlauf in den Bahnhof laufen mußte, und mir nur noch zehn Minuten bis zur Abfahrt meines Zuges blieben.

O.k.!
Wenigstens gefunden habe ich den Automaten dann schnell.
Nicht aber das Eingabefeld für die Auftragsnummer....

Also ging es nach geraumer Zeit in das DB-Reisezentrum, in dem leider ausser mir bereits zehn andere Personen vor drei Schaltern Hilfe suchten, weil sie wahrscheinlich alle vergeblich das Eingabefeld für die Auftragsnummer gesucht hatten. 
Schlimmer war allerdings, dass Ihr Euch jetzt hinter den Schaltern Beamte wie aus dem Bilderbuch vorstellen müsst.
Sehr ruhig - sehr gechillt....

Nachdem mich zwei nette Reisende vorgelassen hatten, weil - sagte ich es bereits? - mein Zug bald abfahren würde, war der erste Kommentar des Beamten auf meine Bitte, mir das Ticket doch bitte auf diesem Wege auszudrucken:
"Da müssen Sie mal früher kommen, ne?!"

Dann war er aber sehr nett und reagierte in seinen Möglichkeiten flexibel und druckte mir das Ticket für jeden Zug, den ich benutzen würde - es waren auf Hin- und Rückfahrt jeweils zwei - auf jeweils zwei einzelnen Blättern aus.
Mit jedem Blatt, das der Drucker der Deutschen Bahn im Zeitlupentempo auswarf,  wuchs das Risiko, dass für mich der Kardiologe hinzugezogen werden müßte, aber ich habe es dann tatsächlich geschafft, und war froh, dass am Drucker weder zusätzlich das Farbband zu wechseln war, noch es zu einem Papierstau kam.

Mit einem ganzen Bündel Tickets in der einen Hand, meinem Photostativ auf dem Rücken, mit dem ich mich wie Che Guevara fühlte,  und dem Rollköfferchen in den Hacken konnte ich regelrecht noch auf den Zug nach Hannover aufspringen, der dann aber - oh, Wunder! - gar nicht abfuhr!
Fragt mich nicht, warum?!

Dreißig Minuten Stillstand!
Warum auch immer. 
Da hätte ich die Tickets für die nächsten drei Jahre ausdrucken lassen können.

Sorgen machte mir nur, dass dieser Zug nun dreißig Minuten Verspätung haben würde, mein Anschlußzug in Hannover aber bereits zehn Minuten vor der neuen Ankunftzeit abfahren würde.
Nun gut, damit konnte man sich ja noch in Hannover beschäftigen.

Im Zug brauchte ich die ersten dreißig Minuten, um mich zu sortieren. Mich, meinen Sitzplatz, mein Gepäck - und vor allem meine TICKETS! 









Bis Hannover gab es dann aber keine weiteren Vorkommnisse, und, man glaubt es kaum, der Anschluß-ICE nach Hamburg hatte dort gewartet, was mich natürlich nicht davon abhalten konnte, mit all meinem Gepäck wie ein Terrorist im Einsatz durch den Hauptbahnhof Hannover zu rasen.

Ohne weitere Vorkommnisse kam ich mit nur zehn Minuten Verspätung in Hamburg an - was ich merkwürdig fand, denn wie kann man ohne weiteren Halt zehn von ursprünglich zwanzig Minuten Verspätung wieder herausholen? 

Aber diese eine Stunde lang fand ich tatsächlich, dass eine Fahrt mit dem ICE durchaus eine feine Sache sein kann.

Bis am nächsten Tag die Rückfahrt kam.
Ich fuhr am späten Nachmittag ab Hamburg Dammtor zurück. 

Diesmal war ich ausreichend - bis viel zu früh - am Bahnsteig und durfte daher in einem verglasten Wartebereich auf dem Bahnsteig Platz nehmen, um nicht auf dem zugigen Bahnsteig selbst warten zu müssen.

Wieso sind Bahnsteige eigentlich grundsätzlich so zugig?
Und wieso riecht es im gesamten Bahnhofsbereich - ob innen oder aussen - immer so unangenehm?

Die Sache mit der Wagenstandsanzeige am Gleis hatte ich inzwischen auch gelernt.
Meine Sitzplatzreservierung galt für Waggon Nr. 1.
Und genau an der Stelle, an der dieser Waggon bei Einfahrt des Zuges zum Stehen kommen würde, stand das gläserne Wartehäuschen, in dem ich die nächsten zwanzig Minuten verbringen würde.

Also! Alles perfekt!
Nur, dass der Zug bei der Einfahrt genau anders herum einfuhr!
Ehrlich!
Ich schwöre!

Mir müsstet Ihr es ja nicht glauben - aber glaubt den anderen gefühlten einhundert anderen Reisenden, die neben mir standen, als der Zug einfuhr.

Ja, wo jetzt das Problem lag? Dann geht man einfach durch den Zug zu seinem Platz?!

Das Problem war, dass es Feierabendzeit war und auf dem Hamburger Bahnhof Rush-Hour, und wir nicht in den Waggon Nr. 1, in dem wir sitzen würden, einstiegen, sondern mit all unserem Gepäck (Ihr erinnert Euch? Stativ? Köfferchen? Kameraausrüstung?! Che Guevara?!) in den Waggon Nr. (gefühlt) 3001.

O.k., tatsächlich war es der Waggon Nr. 12, aber, wenn Ihr versucht, mit Gepäck durch elf völlig überfüllte Waggons zu gehen, um zum Ersten zu gelangen, kommt es Euch schnell so vor, als seien es Tausende. 
Es ist im Übrigen nahezu unmöglich!

Der Tipp eines Mitreisenden:
An der nächsten Station -  Hamburg Hbf - wieder aus dem Zug raus, und aussen am Zug entlang bis zum richtigen Waggon laufen.
Gesagt, getan!

Bis Waggon Nr. 5 bin ich gekommen. Dann ging die Fahrt weiter, und für mich begann wieder die Wanderung durch die vollen Waggons.












Kurz vor Hannover, wo ich wieder den ICE wechseln musste, hatte ich meinen Sitzplatz auch schon erreicht. (Fast!)
Aber im Hauptbahnhof Hannover ging dann alles glatt.

Ich lief ausreichend schnell und kam rechtzeitig am Anschlußzug und dort rechtzeitig am richtigen Waggon an, und fand meinen richtigen Sitzplatz.

Etwas besorgt nahm ich beim Einsteigen allerdings zur Kenntnis, dass ein Teil des Zuges in Bielefeld abgekoppelt werden würde und nur der eine Teil in Richtung meines Heimatbahnhofs weiterfahren würde.
Über die Lautsprecher wurde mehrfach darum gebeten, zu kontrollieren, ob man auch wirklich im richtigen Teil des Zuges sass.
Ich hätte mir ja alles zugetraut - aber ich sass im Richtigen.

Dass der Zug mit Verspätung losfuhr, machte mir auch bis zum Heimatbahnhof nicht die große Sorge. 
In einer Zeitspanne von dreißig Minuten sollte es mir wohl gelingen, mein Auto aus dem Parkhaus zu bringen, oder?

Gedanken machte ich mir erst, als der Zugführer drei Minuten vor der regulären Ankunftzeit verkündete, dass es leider eine kleine Störung gäbe, wir uns keine Sorgen machen sollten, aber man aufgrund eines Ausfalls jeglicher Signalanlagen vor dem Bahnhof gezwungen sei, "auf Sicht" zu fahren.
"Auf Sicht"-Fahren, habe ich schnell gelernt, heißt: Schrittgeschwindigkeit.
Und damit eine Verzögerung von zwanzig Minuten!

Na, das war ja in zweierlei Hinsicht nicht schlimm. 
Zum einen konnte ich schließlich auch in zehn Minuten noch vom Bahnsteig rennen, den Bahnhof verlassen, das Parkhaus und den Ticketautomaten erreichen,  bezahlen,  und das Parkhaus mitsamt Auto verlassen. Alles machbar...

Zum anderen brauchte ich einfach noch Zeit im Zug!
Zeit, um das Abteil zu wischen!

In Hamburg hatte ich mir nämlich am Bahnhof eine Wasserflasche - mit ETWAS Kohlensäure versetzt - gekauft, und bislang noch nicht angerührt.

Auf den Schreck mit der Schrittgeschwindigkeit, wollte ich einen Schluck trinken, aber Ihr glaubt nicht, was abging, als ich die Flasche aufdrehte.

So laut und so oft konnte ich mich hinterher gar nicht mehr entschuldigen. Bei den umsitzenden Fahrgästen, die allesamt reichlich geduscht worden waren - von mir selbst sage ich ja schon gar nichts - und bei der Deutschen Bahn für die nassen Sitze, die Fenster, von denen das Wasser herablief, und dem Boden, der zur einzigen Schlitterbahn geworden war.

Unfassbar, wie viel Wasser in einer 0,5 ltr.-Wasserflasche sein kann.












Naja, lange Rede - kurzer Sinn!
Im Parkhaus wollte der Automat meine Parkkarte nicht akzeptieren, und ich musste erst über die Sprechanlage Hilfe rufen.

Zwischendurch plante ich, mich einfach in mein Auto zu setzen, und mit Vollgas durch die Schranken zu fahren.
Hauptsache raus aus dem Parkhaus und ab nach Hause.

Ich hatte letztendlich allerdings Glück und konnte bei einer Dame, die schon im Begriff war, Feierabend zu machen, in bar bezahlen. Und, man höre und staune!
Pünktlich um 21.55h öffnete sie die Schranke, um mich aus dem Parkhaus fahren zu lassen.
Na, das nenne ich einmal unkompliziert und problemlos, oder!?

So sieht es also aus, wenn Lillewind auf Reisen geht.
Als ich endlich zuhause eintraf, hat meine Familie fast eine Kerze angezündet.
Aber dafür kann ich ganz viele andere Sachen richtig, richtig gut....

Ich wünsche Euch ein schönes drittes Adventswochenende, Ihr Lieben!

Liebste Grüße von
Eurer Lillewind


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