Freitag, 8. Juli 2016

Titanic - oder die Frage, ob das Gras auf der anderen Seite wirklich grüner ist




Vor Kurzem hatte ich die Gelegenheit, im Hafen von Rotterdam an einer Veranstaltung auf einem restaurierten Trans-Atlantik-Liner teilzunehmen.

Das Schiff machte seine Jungfernfahrt bereits in den 50er Jahren und fuhr von da an die Schiffahrtslinie Rotterdam-New York.










Und so kam es, dass ich mir – obwohl das Schiff ganze fünfzig Jahre jünger als die legendäre Titanic war, aber dennoch noch den Flair von „alt“ und erster und zweiter Klasse versprühte – ein wenig vorkam wie Rose, als ich am Bug der Titanic stand. 

Und so stellte ich mir vor, wie es wohl gewesen sein muss, alles hinter sich zu lassen und jenseits des grossen Ozeans ganz neu anzufangen.

Natürlich habe ich schon öfter an Bugs von Schiffen gestanden.
Sei es auf dem Weg von Piräus zu den Kykladen, oder von Italien bis Korsika, oder von Rügen nach Bornholm, oder auch nur von Emden bis Borkum... Aber niemals kam es mir so historisch....tragisch...philosophisch...groß...vor!

Die meisten von uns sind heutzutage doch regelmässige Urlaube gewöhnt. Mehr oder weniger....

Schon unsere Kinder lernen früh fremde Länder kennen, und für viele ist selbst eine Amerika-Reise in den Sommerferien nichts Besonderes mehr. Der Flugverkehr ließ die Welt näher zusammenrücken.

Vor noch fünfzig Jahren aber  haben die meisten, die die Schifffahrtsrouten Rotterdam – New York oder Liverpool – New York befuhren, genau das nur ein einziges Mal in ihrem Leben getan.


Und das ohne Rückfahrkarte.






Sie sind wochenlang über den Atlantik gefahren, um in einem, Ihnen nur von Erzählungen bekannten Teil der Welt ein völlig neues Leben zu beginnen.

Was für Abenteuer!

Könntet Ihr Euch das vorstellen?
Einfach alles hinter Euch zu lassen und irgendwo anders neu anzufangen?

Ich meine, wir alle sind doch hin und wieder unzufrieden mit manchen Dingen in unserem Leben,  Land oder Beruf.

Manch einer hätte gern einen anderen Job, eine andere politische Richtung in der Regierung, andere Regeln und Gesetze, mehr Freiheiten, mehr Sonne – oder will einfach noch einmal bei Null anfangen.

Also... Machen wir es doch wie Rose und … und wandern aus, oder!?

Nein! Leider ohne mich!
Ich komme da nicht mit!








Ich bin nämlich nach wie vor der Ansicht, dass es uns Glücklichen in Deutschland sehr gut geht.

Wir müssen vor nichts fliehen, hier herrscht kein Krieg, und wir müssen nicht hungern.
Wir sind vielleicht nicht unbedingt zufrieden mit der Art, wie Schulbildung vermittelt wird, aber wir haben Schulen und Institutionen, die bilden, und damit die Voraussetzungen schaffen, dass wir alle einer Arbeit nachgehen können, die durch Gesetze so geregelt ist, das sie nicht unserer Gesundheit oder unseren Grundrechten schadet.

Wir haben unendlich viele Möglichkeiten, uns in unserer Freizeit kulturell zu bilden und zu unterhalten, Freunde zu treffen und zu reisen.

Nicht alles finde ich gut, aber ich glaube einfach nicht, dass das Gras auf der anderen Seite immer grüner ist.






Ich bin wirklich zufrieden!
Mit dem, was ich habe, wo ich lebe und was ich tue.

Außerdem bin ich Lillewind und möchte auf keinen Fall nur das sehen, was um mich herum schlecht ist oder vielleicht nicht so gut. 
Für Euch und mich gilt stattdessen, dass wir besonders auf das um uns herum achten, was schön und gut ist.

Jetzt mögt Ihr sagen: "Ja, aber Lillewind, das stimmt doch gar nicht. Das und das und das ist gar nicht so gut, und wenn Du nicht hinschaust, wirst Du niemals die Welt bewegen!"


Natürlich!
Man kann nichts verbessern, wenn man nichts verändert, aber meine Beobachtung ist, dass auch die wenigsten um mich herum, die ständig auf ihre Arbeit, andere Leute, das Land und anderes schimpfen, tatsächlich etwas tun, um an der Situation, die sie beschimpfen, zu ändern.

Warum also nicht einfach einmal den Moment geniessen, und das Schöne im hier und jetzt sehen, und dann die Welt allein durch diese positive Stimmung, die wir in uns tragen,  ein wenig verbessern?!


Dazu gibt es doch so, so, so viel Grund.
Und, ja, auch so kann man etwas bewegen!

Im Gegenteil! 
Wem nützt es etwas, wenn Du Dich in dunkle Stimmungen stürzt, indem Du grübelst und in Lektüre der unterschiedlichsten Art (auch die öffentlichen Netzwerke sind da sehr dienlich) vertiefst, um zu sehen, was – manchmal wird es sogar nur vermutet – Schlechtes um uns herum oder mit uns geschieht?!

Wem nützt es, wenn Du darüber nachgrübelst, was der Nachbar nebenan über Dich denkt, oder die Kollegen über Dich reden?

Das geht DICH nichts an!
Und zwar ganz bewußt nicht!

Auch ich gehe keineswegs blind durchs Leben, aber ich möchte mir ganz bewußt eine positive Grundstimmung zum Leben bewahren.

Das muss ich tatsächlich auch, denn ich habe Kinder, die ich sehr liebe, und die ich zu glücklichen Menschen machen möchte.
Auch kritisch denkend, aber nicht ängstlich.

Jeder, der mir in meinem Leben begegnet, ist zunächst jemand, den ich sehr schätze.
Soll er mir erst einmal das Gegenteil beweisen, oder?!

Und so machen wir uns doch einfach das Leben, wie es uns gefällt.

Dazu muss ich nicht auswandern!

Mein Glück, meine Familie, meine Freunde, einen schönen Beruf.... Alles das habe ich auch hier!
Dazu muss ich nicht erst über den Ozean fahren, um nie wieder zu kommen.

...und überhaupt! 
Erinnert Euch kurz, welches Ende das noch bei Rose und Jack genommen hat?!

Also, lasst es Euch JETZT gut gehen!
Wo immer Ihr seid!







Schwelgt nicht erst in die Ferne, um glücklich zu sein!
Redet nicht alles kaputt und schwierig, und macht die Reise JETZT, nicht erst als Rentner, wenn die Kinder aus dem Haus sind oder Ihr die fünf Kilo abgenommen habt!


So! Jetzt wisst Ihr, was ich dachte, als ich wie Rose am Bug des ehemaligen Trans-Atlantik-Liners stand!

Macht Euch das Leben schön!


Liebste Grüße

Eure Lillewind













Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen